Wenn sich die Leute in Scharen im Crailsheimer Stadtteil Ingersheim im Gasthaus zur Kanne treffen, weiß jeder, es ist wieder so weit. Das Ingersheimer Kneipensingen beginnt. Seit nunmehr zehn Jahren sorgt das gemeinsame Kneipensingen mit der Band „Echt handg’macht“ regelmäßig für Abende voller Musik, Gesang und Freude.
Aus einer Idee wird ein Event
1984, England, ein ganz gewöhnlicher Pub. Noch ist es ruhig in der Schankstube. Bis sich die Tür öffnet und eine Schar Leute ins warme Innere strömt. Innerhalb weniger Augenblicke ist der Pub gefüllt. Erwartung liegt in der Luft. Musik erklingt und plötzlich singen die Pubbesucher: gemeinsam und aus voller Kehle. Damals ahnt Herbert Holl noch nicht, was sich aus einer kleinen Idee, die er bei seinem Besuch in diesem Pub nach Deutschland mitbringt, entwickelt.
Bis es so weit ist, vergehen einige Jahrzehnte. 2012 greift der damalige Baubürgermeister die Idee eines gemeinsamen Kneipensingens wieder auf und holt sich dafür die Band „Echt handg’macht“ mit an Bord. Ein Jahr später, im Herbst 2013, fand das erste Ingersheimer Kneipensingen statt. „Diese Aktion sollte mehr Leben in unsere Stadt bringen“, erklärt Herbert Holl, der aus voller Leidenschaft hinter dieser Idee steht. „Kneipensingen ist immer toll und es kam bei den Leuten richtig gut an.“
Die Arbeit eines Einzelnen ist es jedoch nicht. Gemeinsam mit Erich Reiter kümmert er sich mit großem Engagement um die Organisation des Kneipensingens. Jedes Jahr im Herbst und Winter findet jeweils am ersten Sonntag des Monats das Kneipensingen statt. Mittlerweile ist aus dieser Idee ein kleines Event geworden, das über die Crailsheimer Stadtgrenze hinaus bekannt ist. „Wir werden immer wieder darauf angesprochen. Es ist ein Termin, auf den sich die Leute hier freuen“, sagt Herbert Holl.
Ein Abend voll guter Laune und Musik
„Wer singt, der streitet nicht.“ Das ist die Devise des Ingersheimer Kneipensingen. „Das Kneipensingen bringt die Leute zusammen“, sagt Herbert Holl. Bereits vor dem offiziellen Startschuss um 19 Uhr versammeln sich die Ingersheimer und andere Gäste in der Dorfkneipe. Es herrscht eine ausgelassene Atmosphäre, in der völlig ungezwungen gesungen wird. „Natürlich geht auch mal ein Ton daneben, aber das darf sein“, erzählt Klaus Eberhardt, der als Mitglied der Band „Echt handg‘macht“ seit der ersten Stunde dabei ist.
Die Begeisterung des Publikums beim Singen ist ab der ersten Note deutlich spürbar. Sobald die ersten Töne des traditionellen Eingangsliedes „Beim Kannenwirt“ erklingen, stimmen die Leute mit ein. Auch das beliebte Lied „Wia lang is noch bis zum Volksfeschd“ darf nicht fehlen. Denn wie auch Klaus Eberhardt weiß, gilt für waschechte Crailsheimer: „Nach dem Volksfest ist vor dem Volksfest.“
„Nach dem Volksfest ist vor dem Volksfest“
Klaus Eberhardt
Genau 25 Titel werden pro Abend gespielt, plus die ein oder andere Zugabe. Dabei erstreckt sich das musikalische Repertoire von alten Volksliedern über Schlager bis zu hohenlohischem Liedgut mit selbst geschriebenen Texten zur Stadt Crailsheim. Vor allem gilt aber, dass gespielt und gesungen wird, was Spaß macht. Dennoch sind die Lieder der Band auch hintergründig und mit Pointen versehen, die die Crailsheimer nur zu gut verstehen. „Die Stadt liegt uns am Herzen und es beschäftigt einen natürlich, was man sieht“, erklärt Klaus Eberhardt.
Musik über Grenzen und Hindernisse hinweg
Musik verbindet. Das gilt auch für das Ingersheimer Kneipensingen. „Über die Jahre hinweg haben sich viele Freundschaften entwickelt“, erzählt Klaus Eberhardt. Und das nicht nur innerhalb des Publikums. Ein solch beliebtes Event spricht sich herum. So kommen zum Kneipensingen immer wieder Leute aus der näheren Umgebung. Auch andere Musikerinnen und Musiker hatten sich schon beim Kneipensingen eingefunden, um mit „Echt handg‘macht“ zusammen das Publikum zu unterhalten. Mit großer Leidenschaft ist hier auch immer Günther Schust dabei, der mit seiner „Steirischen“ die Sänger seit Jahren erfreut.
Einen kleinen Dämpfer verpasste die Coronapandemie den Musikbegeisterten. „Es hat etwas gefehlt, als wir nicht mehr zusammenkommen konnte, um Musik zu machen“, gibt Klaus Eberhardt zu und Herbert Holl fügt hinzu: „Wir haben von Anfang an Überlegungen angestellt, ob ein Kneipensingen doch irgendwie möglich ist.“ Und so wurden andere Wege gefunden, das Kneipensingen stattfinden zu lassen. Eine Alternative war im Jahr 2021 das Hofsingen, zu dem sich zahlreiche Leute draußen versammelt haben, um gemeinsam zu singen. In der Sommerpause verkürzte dann eine einmalige Aktion die Wartezeit bis zum nächsten Kneipensingen. Mit einem organisierten Gelenkbus, dem „Singliner“, fuhren die Musiker und die „Kneipensänger“ durch die Stadt Crailsheim und brachten die Musik zu den Leuten.
Ab dem 5. November startet das Ingersheimer Kneipensingen in eine neue Runde. Dann heißt es wieder: Lasst uns gemeinsam singen! Und wer kann schon zu einem Abend voll Jubel, Musik und Gesang Nein sagen?
Die Band: „Echt handg’macht“
„Echt handg’macht“, das sind die vier Vollblutmusiker Helmut Rief, Siegfried Hundt, Rainer Herold und Klaus Eberhardt. Viele Jahre war auch Michael Wagner Teil dieser einzigartigen Truppe und ließ sein Herzblut und Engagement in die Band fließen. Mittlerweile ist der leidenschaftliche Musiker verstorben. Sein Andenken ist der Band sehr wichtig. Seit über 30 Jahren begeistert die Formation ihr Publikum mit einem bunten Mix aus deutschen Volksliedern, Schlager, Irish Folk und einer ganz besonderen Spezialität: Hohenloher Liedgut mit den Texten von Klaus Eberhardt. Gemeinsam spielten sie auch schon in der französischen Partnerstadt Pamiers und in der polnischen Partnerstadt Bilgoraj zu besonderen Anlässen.
Info:
Wann?
Von November 2024 bis April 2025.
Jeden 1. Sonntag im Monat, 19-21 Uhr.
Wo?
Im Gasthaus Kanne, Crailsheim-Ingersheim.