True Crime im Magischen Dreieck: Spannenden Kriminalfällen auf der Spur

Ein folgenschwerer Fehltritt: True Crime in Ellwangens Vergangenheit

Am 7. Mai 1796 wurde die 21 Jahre alte, ledige Näherin und Dienstmagd Maria G. von Kammerstadt bei Bühlertann im Amt Tannenburg durch den Amtsknecht zu Hause abgeholt und in Untersuchungshaft genommen. Man warf ihr vor, nach verheimlichter Schwangerschaft auf freiem Feld entbunden und das Neugeborene getötet zu haben.

Früher waren uneheliche Schwangerschaften ein unauslöschliches soziales Stigma. Die Untersuchungsakte zu dem vorliegenden Fall ist im Stadtarchiv Ellwangen erhalten. Sie enthält vor allem Verhörprotokolle, in denen Maria G. den Hergang detailliert schildert. Der Verdacht der Kindstötung erhärtete sich letzten Endes nicht, denn die Untersuchung des zwischenzeitlich aus dem Versteck geholten Leichnams ergab, dass das Kind nie selbstständig geatmet hatte und folglich eine Totgeburt war.

Trotzdem blieb Maria G. in Haft, denn nun wurde wegen eines Unzuchtsvergehens gegen sie und den Kindsvater, den Zimmergesellen Ignaz B. aus Hettensberg, ermittelt. Beide hatten sich bei einem Tanz in Schönbronn kennengelernt und sich mehr als gut verstanden. An Weihnachten 1795 erzählte sie ihm von ihrer Schwangerschaft. Er hielt daraufhin um ihre Hand an. Dadurch wäre das Kind nachträglich legitimiert worden. Verschiedene Umstände verzögerten die Heirat. Unter Tränen schilderte Maria ihre familiären Verhältnisse: Den Stiefvater fürchtet sie und ihre sieben Stiefgeschwister hätten sie immer nur drangsaliert. Sie lebe bei ihrem Onkel, wobei auch da das Verhältnis nicht gut sei. Ihr einziger Zufluchtsort sei ihre Mutter. Aus Angst, auch von ihr verstoßen zu werden, schwieg sie lieber. 

Akten symbolisch für das True Crime in Ellwangen: die Hexenprozesse
Die Anklagen der Ellwanger Hexenprozesse lauteten meist auf Verleugnung Gottes oder Unzucht mit dem Teufel. Foto: stock.adobe.com/BillionPhotos.com

Es erinnert alles ein wenig an das Märchen vom Aschenputtel, nur, dass diese Geschichte am Ende nicht gut ausging: Ignaz B. wurde anstelle einer Geldstrafe zum Militärdienst eingezogen. Zu einer Zeit, in der sich Napoleon Bonaparte gerade anschickte, den Kontinent mit Krieg zu überziehen, waren das keine guten Aussichten. Auch Maria besaß keinen Kreuzer und wurde deshalb zum Dienst außer Landes verurteilt. Zwei Jahre lang durfte sie die Fürstpropstei Ellwangen nicht mehr betreten.

Die Akte ist hier zu Ende. Wie es den beiden ergangen ist und ob sie nach ausgestandener Strafe doch noch zusammenkamen, weiß man leider nicht.