Die Kinderzeche in Dinkelsbühl ist nicht nur Kult, sondern auch immaterielles Kulturerbe des Freistaates Bayern. Doch was passiert mit Kostümen, Waffen und Requisiten nach dem Heimatfest?
In der Bauhofstraße 43 lagern in einem massiven Fachwerkbau rund 1.100 Kostüme, die auf ihren Einsatz warten. Fast 10 Prozent der Bevölkerung schlüpfen während der Kinderzeche in die historischen Gewänder. Für die fleißigen Schneiderinnen und Reinigungskräfte gibt es nach den Festlichkeiten einiges zu tun. Kostüme werden ausgebessert, angepasst oder recycelt. „Unser Ziel ist es, die Kostüme mindestens 50 Jahre lang zu verwenden“, verrät Stadtarchivar und Kinderzech-Vorstand Maximilian Mattausch.
Kostüme werden über Generationen hinweg getragen, was auch nach Jahrzehnten zu so manch freudigem Wiedersehen führe. Nachwuchsprobleme hat die Kinderzeche nicht. Die Kostüme sind limitiert. Von der Nachfrage her könne jedes Kostüm bis zu dreimal besetzt werden, so der Vorstand. Seien Kostüme gar nicht mehr zu retten, bleibt als Endstation das Schwedenlager. Hier werden einzelne Stoffreste verwertet.
Das Haus-in-Haus-Prinzip
Um dem Historischen Festspiel ein Zuhause zu geben, wurde 2007 das Kinderzech-Zeughaus eingeweiht. Von der historischen Vorgeschichte als antike Freiluftesse einer Schmiede, alte Korn-Schranne und zuletzt ehemalige Bauhof-Lagerhalle zeugt eine Infotafel im Innern. Im Erdgeschoss lagern in einer Scheune Planwagen und eine große Kanone. Hier finden regelmäßig Trauungen statt. Seltener, jedoch ebenfalls für Trauungen genutzt, wird das Klassenzimmer im ersten Stock. Erst vor kurzem heiratete dort ein Lehrerpaar. Ansonsten dient der Raum mit alten Schulbänken als Einführung für interessierte Besucher und Gruppen.
Außerdem werden hier die beliebten „Gucken“ mit Süßigkeiten für die Kinder verpackt. Gegenüber startet der Rundgang um das „Haus im Haus“. Um das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten und gleichzeitig die Kostüme klimatisiert zu lagern, wurde innerhalb des Hauses ein abgeschlossener Raum errichtet, sozusagen ein begehbares Magazin für den gesamten Fundus. In Vitrinen rund um den Raum wird in anschaulichen Ausstellungen, Filmen und (spielerischen) Medienstationen die Geschichte der Kinderzeche vermittelt.
Aber auch die historischen Fakten rund um die mit dem Heimatfest zusammenhängenden Handwerksberufe sowie die Militärgeschichte mit Waffen aus dem 17. Jahrhundert lassen die Heimat- und Brauchtumspflege lebendig werden. Im ersten Stock sind zusätzlich Büros sowie Werkstätten und die Schneiderei untergebracht. Im zweiten Stockwerk warten die Requisiten der Ratsherren auf ihren Einsatz. Hier erhalten Besucherinnen und Besucher einen nahezu vollständigen Einblick in die Ratsstube, die auch in der Schranne am Festspiel zu sehen ist. Ein Blick hinter die Kulissen der Kinderzeche lohnt sich und sollte bei einem Stadtrundgang nicht fehlen!
Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag: 11:00 – 16:00 Uhr (von 13.04. – 01.10.2023)
Samstag und Sonntag: 10:00 – 16:00 Uhr
an Marktsonntagen: 14:00 – 16:30 Uhr sowie auf Anfrage.