Neubeginn nach Stunde Null

In unserer Themenreihe „Museen & Co.“ werfen wir einen Blick darauf, wie die Nachkriegszeit Stadt und Menschen im Magischen Dreieck bis heute prägt.

Crailsheim: Innenstadtentwicklung und Architektur des Wideraufbaus.

„Die Innenstadt bot das Bild einer einzigen Ruine“, so die beiden für den Wiederaufbau hauptverantwortlichen Planer, Baurat Gustav Schleicher und Dipl.-Ing. Ludwig Schweizer. Eine große Aufgabe lag vor den beiden, immerhin betrug der Zerstörungsgrad der Innenstadt circa 95 Prozent. Baumaterial war knapp. Trümmer wurden mühsam abtransportiert und der Trümmerverwertung zugeführt, um daraus Steine und Betonsplitt zu gewinnen. Moderne Anforderungen an Zweckmäßigkeit und baulicher Klarheit dominierten den Wiederaufbau. Die Hauptzüge durch die Stadt, Wilhelmstraße, Karlstraße und Lange Straße sollten bestehen bleiben. Zu den Grundsätzen zählte, wichtige Straßen zu verbreitern. Neue Straßenzüge (Adam-Weiß-Straße) entstanden. Größere Plätze (Marktplatz und Schweinemarktplatz) wurden angelegt. Die Umsetzung des Stadtbauplans machte eine Neuverteilung aller Grundstücke notwendig. Wohngebäude und landwirtschaftliche Betriebe wanderten an den Stadtrand, denn Handels- und Gewerbebetriebe hatten Vorrang. Circa 50 „Ruinenbesitzer“ mussten zur Auflockerung der Innenstadt ausgesiedelt werden. Wiederkehrende bauliche Elemente, wie die Arkaden in der Lange Straße und am Rathaus, sollten das Gesamtbild der Stadt prägen, was nur teilweise gelang.

Im Rahmen der Innenstadtentwicklung und dem 2024 geplanten Verkehrsversuch sind im kommenden Jahr Stadtführungen geplant, die den Grundzügen des Wiederaufbaus nachgehen und sich mit dessen Architektur und historischen Wert beschäftigen. Auch bauliche Veränderungen seit den 1970er-Jahren sollen beleuchtet werden und Perspektiven für die Innenstadtentwicklung eröffnen.

Termine sind abrufbar unter www.crailsheim.de

Bundeswehrstandort Ellwangen: Bürger in Uniform

Als ehemalige Garnisonstadt reicht die militärische Geschichte Ellwangens bis ins 10. Jahrhundert zurück. Das Schlossmuseum widmet diesem Teil der Stadtgeschichte einen eigenen Ausstellungsraum und hat zahlreiche Ausstellungsstücke zusammengetragen, die die Geschichte der Garnisonsstadt bis zur Auflösung des Bundeswehrstandorts am 23. Januar 2014 beleuchten.

Im Schlossmuseum Ellwangen berichtet der Raum „Ellwangen und das Militär“ unter anderem vom Bundeswehrstandort Ellwangen.
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Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs nutzte die US-Armee die Reinhardt-Kaserne als Militärhospital und zur Unterbringung befreiter ukrainischer Zwangsarbeiter. Ab 1951 waren dort Einheiten des US-Militär stationiert bis das Gelände 1955 an die neu gegründete Bundeswehr übergeben wurde. Bürgermeister Alois Rothmaier begrüßte die stationierten Bundeswehrsoldaten am 23. Juli 1956 und forderte sie auf, sich als „Bürger in Uniform“ rasch in die Bürgerschaft einzuleben. Der Wunsch erfüllte sich. Die Soldaten richteten Weihnachtsfeiern im Waisenhaus der Marienpflege aus und nahmen an den Faschingsumzügen teil. 1981 gingen Soldaten und Bürgergarde eine Patenschaft miteinander ein. In lebendiger Erinnerung sind den Ellwangern sicher ebenfalls die zahlreichen Truppenparaden oder die Unterstützung der Bürgerschaft bei auftretenden Notfällen wie dem Großbrand auf dem Schloss Ellwangen 1981. Drei Soldaten, die sich in der Nähe des Schlosses befanden, eilten sofort zum Brandherd, um das Vieh aus den Stallungen zu retten. Eine große Rolle bei der Akzeptanz der Bundeswehr spielte, dass viele Soldaten mit ihren Familien in der Stadt wohnten und auch nach ihrer Pensionierung ein Teil der Bürgerschaft blieben.

Siebenbürger Sachsen: Vertriebene finden neue Heimat

„Ich bewundere das jedes Mal, wenn ich sehe, wie hier Brücken gebaut werden zwischen der alten und der neuen Heimat“, beteuerte Ministerpräsident Markus Söder bei den Heimattagen 2023 gegenüber dem BR. Die Siebenbürger Sachsen wurden im 12. Jahrhundert im Zuge der Anwerbung deutscher Siedler in Ostmitteleuropa ansässig und sind damit eine der ältesten deutschen Siedlergruppen. 1945 begann ihre Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Ukrainische SSR (Donezbecken). Zuvor flohen bereits einige Siebenbürgen vor der Sowjetunion. Die verbliebenen Deutschen wurden totalenteignet, zeitweise entrechtet und staatlich diskriminiert und unterdrückt. Im Mai 1951 gründete sich die „Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“ als Interessenvertretung der aus dem Siedlungsgebiet im heutigen Rumänien Geflohenen oder Vertriebenen. Im selben Jahr fand an Pfingsten der erste Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl statt. Viele Siebenbürger Sachsen hatten sich nach ihrer Vertreibung im süddeutschen Raum niedergelassen. Am 24. Juli 2001 beschloss der Stadtrat von Dinkelsbühl, mit der rumänischen Stadt Sighisoara (ehemals siebenbürgisches Schäßburg) freundschaftliche Beziehungen aufzunehmen. Fünfzig Jahre nach dem ersten Heimattag der Siebenbürger Sachsen wird auf diese Weise wieder eine Brücke zurück in die alte Heimat geschlagen. In Dinkelsbühl erinnert an der Alten Promenade eine Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen an die Heimatvertriebenen und das Mies-Pilsner-Heimatmuseum in der Bauhofstraße erzählt ihre Geschichte.

„Ich bewundere das jedes Mal, wenn ich sehe, wie hier Brücken gebaut werden zwischen der alten und der neuen Heimat.“

Ministerpräsident Markus Söder

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