Ein düsteres Kapitel der Vergangenheit wartet in Crailsheim, wenn es um die Hexenprozesse geht. Unsere True Crime-Geschichten entführen uns in den Diebsturm, der nicht nur zur Verteidigung der Stadt errichtet worden war. Wie in Ellwangen wurden Ende des 16. Jahrhunderts auch in Crailsheim unzählige Frauen und Männer der Hexerei beschuldigt und grausam verfolgt. Bis heute trägt die Stadt ihre Spuren davon.
Der Diebsturm diente seit dem 12. Jahrhundert der Verteidigung der Stadt Crailsheim. Abwehr feindlicher Angriffe war aber nicht seine einzige Funktion. Der untere Teil diente auch als Kerker – vor allem zur Zeit der Hexenprozesse. Dazu wurden die Angeklagten mit Leitern über den ursprünglich einzigen Zugang in sechs Meter Höhe in das Gebäude gebracht und anschließend mithilfe eines Seils von oben durch das „Angstloch“ in den Kerkerraum herabgelassen. Hinter zwei Meter dicken Mauern saßen die Gefangenen der Hexenprozesse völlig im Dunkeln und in Schmutz und Unrat. Es war kalt, es gab viel Ungeziefer und nur wenig zu essen.
Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Diebsturm zur Unterbringung mindestens einer der Frauen benutzt, die im Crailsheimer Hexenprozess des „Hexenwerks“ bezichtigt wurde. Im August 1594 wird die Tagelöhnersehefrau Margaretha Dasing in Crailsheim unter dem Vorwurf der Hexerei verhaftet. Ihr wird vorgeworfen, durch Schadenzauber den plötzlichen Tod eines Stiers verursacht zu haben. Erschwerend wird von einem Knecht aus Maulach behauptet, dass sie schon sieben Jahre zuvor für den Tod eines Knechts verantwortlich gewesen sei. Das habe jener auf dem Sterbebett behauptet. Margaretha Dasing weist die Vorwürfe strikt zurück, gibt sie unter der Folter dann aber doch zu und benennt dabei eine weitere Frau, die beim Hexensabbath dabei gewesen sei. Diese Frau wird ebenfalls verhaftet.
Crailsheimer Hexenprozesse im 16. Jahrhundert
Zwischen 1594 und 1596 werden vierzehn Frauen aus Crailsheim der Hexerei angeklagt. Vier Frauen, Margaretha Dasing, Eva Bröllochs, Brigitta Winter und Anna Dasing, wurden wegen Hexerei zum Tode verurteilt und am 3. Dezember 1594 auf die Art und Weise hingerichtet, die für Hexerei vorgesehen war.


Fotos: Stadt Crailsheim