Jahr für Jahr rufen die Masken des verstorbenen Maskenschnitzers Markus Thor großes Staunen hervor und sorgen dank der Faschingsgruppen, die sie tragen, für einige Stunden Heiterkeit. Im Jahr 2023 setzten die Röhlinger Sechtanarren zur Faschingssaison daher ein einzigartiges und besonderes Herzensprojekt um.
Es war eine Ausstellung, die das Werk und Leben eines Holzschnitzers aus Ellwangen-Killingen gesammelt darstellte. Markus Thor war ein Künstler aus tiefstem Herzen, der sich für vieles begeistern konnte. Eine seiner Leidenschaften war das Brauchtum und die Maskenschnitzerei. Über die Jahre hinweg fertigte er für unterschiedliche Faschingsgruppen zahlreiche Holzmasken an. 2023 wurde das Schaffen des verstorbenen Künstlers mit einer Ausstellung gewürdigt.
Werk und Schaffen eines Künstlers
Etwa 30 verschiedene Masken von Markus Thor wurden im November 2023 ausgestellt. „Für die Ausstellung konnten wir die Stadt Ellwangen als Kooperationspartner gewinnen, die uns das Palais Adelmann zur Verfügung stellt“, sagte Peter Bauer damals, der Teil der Röhlinger Sechtanarren ist und als Koordinator der Ausstellung fungierte.
Im Palais wurden die Holzmasken im Foyer, dem Treppenhaus und in zwei separaten Räumen aufgestellt. Alles chronologisch geordnet, sodass die Ausstellung durch das Werk und Schaffen von Markus Thor führte. Dazu gab es allerhand Informationen rund um das Leben des Künstlers und den Ausstellungsstücken selbst – sowohl in Form von einem Begleitheft als auch in Führungen. „Wir wollen nicht nur die Masken ausstellen, sondern auch ihre Geschichten erzählen“, erklärte Peter Bauer. Denn hinter jeder einzelnen Arbeit steckte mehr als nur ein Motiv. Mit viel Liebe für seine Arbeit und fürs Detail fertigte Markus Thor kunstvolle und detailgetreue Fastnachtsmasken an. Für die Ausarbeitung hat sich Thor viel Zeit genommen und reichlich Recherche betrieben. Idee und Motiv entstanden stets in enger Zusammenarbeit mit den Gruppen, für die er diese angefertigt hatte.
Als Grundlage für jede Figur, die als Holzmaske umgesetzt wurde, gab es eine Geschichte, Sage oder einen anderen örtlichen Bezug zum jeweiligen Heimatort der Fastnachtsgruppe. Wie beispielsweise das Wilde Heer oder die Figur des Jägers und Köhlers „Brandjoggale“, welcher einer Sage nach ein „ganz bäser Mo“ und eine „graussliga Gestalt“ war. Bis heute werden diese Masken von einer der Maskengruppen der RöSeNa, den „Brandjoggala“, mit Stolz getragen. Solche Hintergrundgeschichten und mehr erschienen bis zur Ausstellung auf der Webseite der RöSeNa. „Je näher die Ausstellung rückt, desto mehr Infos rund um die Ausstellung, den Umzug und die teilnehmenden Gruppen wollen wir auf unserer Homepage sammeln“, sagte Peter Bauer. Zusätzlich wurde eine separate Webseite zum Thor-Maskenumzug geschaffen, auf der heute neben vielen Hintergrundinfos auch die Rückblicke zur Ausstellung und zum Umzug zu finden sind.



Die verschiedenen Masken von Markus Thor (rechts) begeistern heute noch Faschingsfreunde.
Ein einzigartiges Umzugserlebnis
Bei der Ausstellung blieb es jedoch nicht. Gekrönt wurde die „Hommage an Markus Thor“ mit einem einzigartigen Umzug, bei dem die Röhlinger Sechtanarren nicht nur tatkräftig von traditionellen Musikgruppen begleitet wurden. Teil dieses spektakulären Highlights waren auch zahlreiche Faschingsgruppen. Sie alle verbindet Markus Thor, denn bei allen hat der Künstler zu Lebzeiten mit seiner Maskenschnitzerei mitgewirkt.
Auch das Brauchtum verbindet die zahlreichen Gruppen sowohl untereinander als auch mit Markus Thor. Diese gemeinsame Leidenschaft sowie das gemeinsame Erarbeiten der Ideen für die Fastnachtsmasken sorgten für enge persönliche Beziehungen zwischen Thor und den Gruppen. „Markus hat das Brauchtum gelebt. Die ganze Familie Thor war und ist eng mit dem Fasching verbunden“, erzählt Thomas Eiberger, der Vize-Präsident der RöSeNa, und schwelgt in Erinnerungen: „Jede Gruppe, für die Markus Masken erstellt hat, kann erzählen, dass es auch mal eng geworden ist und die Holzmasken gerade so fertig geworden sind. Doch Markus hat nie jemanden hängen lassen.“
Der Umzug war ein lang geplantes Herzensprojekt. Es war sogar ein Wunsch von Markus Thor selbst. Wie so vielem machte Corona jedoch zunächst auch diesem Event einen Strich durch die Rechnung. Daher waren alle Beteiligten umso erfreuter, als der Umzug endlich stattfinden konnte.
Ein Verein mit Leidenschaft
In die Organisation und Umsetzung von Ausstellung und Umzug setzten die RöSeNa viel Arbeit und Leidenschaft. Gegründet wurde die Truppe 1970. Heute besteht der Verein aus sechs Garden, zwei Maskengruppen – dem Wilden Heer und den Brandjoggale sowie den Gruppen „Sechtafeger“, „Liashang-Grabsler“ und „Männerballett“. Rund 650 Mitglieder sind Teil der RöSeNa. Es ist eine bunt zusammengewürfelte Familie, deren Zusammenhalt groß ist. In sich vereint die Truppe Fasching, Karneval und Brauchtum, was unüblich ist. „Wir kennen es nicht anders“, sagt Thomas Eiberger. Doch die Leidenschaft für diese Themen verbindet. Die Freude, dass sich zum Umzug zahlreiche Gleichgesinnte zusammengeschlossen hatten, war groß. Es war ein Ereignis, das sicherlich noch lange in der Erinnerung weiterleben wird.


Fotos: Faschingsgesellschaft Röhlinger Sechtanarren e.V.