Ein Fahrzeug mit besonderem Aussehen, spezieller Technik und einer spannenden Geschichte: Das ist der Gundling Roadster. Gerhard Bischofberger hat in den vergangenen fünf Jahren den Oldtimer wieder fahrtüchtig gemacht.
„Wir machen erst mal eine kleine Spritztour“, begrüßt Gerhard Bischofberger in Rindelbach. Klasse! Und wie nun Einsteigen in ein Auto, das keine Türen hat? Aufs Heck sitzen und reinschwingen! Dass die ersten Fahrten mit dem Gundling Roadster eine Zitterpartie waren, merkt man dem Fahrer nicht mehr an. Gekonnt bedient er die beiden Gangschaltungs-Hebel, die sich nur vor- und zurückschalten lassen. Was für eine Ehre, in so einem geschichtsträchtigen Auto mitfahren zu dürfen.
Gundling Roadster ist Marke Eigenbau
Der Silberpfeil von Ellwangen wurde nicht von Mercedes gebaut. Er ist Marke Eigenbau. Konstruiert haben ihn die Gundling-Brüder Ernst (Diplom-Ingenieur), Siegmund (Kfz-Mechaniker) und Hermann (Zahnarzt) in den Jahren 1954 bis 1956. Die drei Tüftler haben sowohl technisch als auch was das Design betrifft, Imposantes geschaffen.
Die Karosserie ist aus Aluminiumplatten aus dem Flugzeugbau – besorgt auf einem Schrottplatz in Augsburg. Da das Material nicht schweißbar ist, wurde es genietet. Die Achsen stammten von einem Fiat Topolino von 1936. Der 34-PS-starke Motor wurde einem Ford Eifel (1948) entnommen. Dank ihm soll der 450 kg leichte Roadster eine Geschwindigkeit von 180 km/h erreicht haben. Nach der Fertigstellung wurde der Wagen auf Dr. Hermann Gundling zugelassen. Nach einem schweren Unfall 1956, bei dem das Fahrzeug abgehoben ist und sich überschlagen hat, wurde es stillgelegt und bis auf die Karosserie mit den Achsen ausgeschlachtet.
Die auffällige Karosserie landete in der Garage des Zahnarztes. Von dort kennt sie Gerhard Bischofberger. Sein Elternhaus ist das ehemalige Waldhorn (heute Ristorante Le Palme) in direkter Nachbarschaft. „Ich war Student und 22 Jahre alt, als ich gefragt habe, ob ich das Auto haben kann“, erzählt er. Der Diplom Ingenieur und Studiendirektor hatte das Gespür und die Weitsicht, dass dieser Oldtimer etwas Besonderes ist. Er stellte ihn an verschiedenen Orten unter, aber auch aus: auf Schloss Fachsenfeld beispielsweise, beim DKW-Einsitzer des Pioniers der Stromlinienform, Baron Reinhard von Koenig-Fachsenfeld.
Vier Jahre vor seiner Pension war endlich die Zeit, seinen Oldtimer-Schatz wieder fahrtüchtig zu machen. Die Detektivarbeit begann. „Wir haben alle Teile identifiziert, bis auf das Lenkgetriebe.“ Aus drei Motoren aus Frankfurt, Österreich und Flensburg entsteht ein neuer Motor. Mit Unterstützung seines jüngsten Sohnes und einem guten Netzwerk gelingt die Wiederbelebung des Fahrzeugs. So wie die Gundling Brüder große Enthusiasten waren, so ist es auch Gerhard Bischofberger. Der Oldtimer ist in guten Händen gelandet und ist nun Dauerleihgabe an die Stadt Ellwangen. Er soll bei Events zu sehen sein, einen Ausstellungsplatz bekommen und viele Augen zum Leuchten bringen.
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