Idylle erleben, Glauben spüren – das bietet eine besondere Radtour nördlich von Ellwangen. Auf einer etwa 22 Kilometer langen Strecke geht es durch den Wald von Stocken über Keuerstadt nach Matzenbach. Dort lockt die Matzenbacher Bildkapelle mit dem Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes immer viele Besucherinnen und Besucher an. Die Strecke ist gut ausgebaut und einfach zu fahren – mit oder auch ohne E-Antrieb.
Ein noch überzeugter „Bio-Radfahrer“ – also ohne E-Antrieb – ist Dr. Anselm Grupp, Leiter des Kultur-, Presse- und Touristikamts in Ellwangen. Er fährt diese Strecke gerne, um die Natur zu genießen. Start der Fahrradtour ist in Ellwangen/Holbach mit Blick auf den Schönenberg. Von dort geht es nach Stocken. Dort ist der „Grüne Baum“. In dritter Generation betreibt die Familie Schmied das gemütliche Gasthaus. Auch wenn zu Beginn einer Tour Einkehren noch nicht angesagt ist – der Rückweg und der Hunger kommen bestimmt. In Stocken können sich Kinder auch auf einem schönen Spielplatz vor dem „Grünen Baum“ vergnügen.
Heiliger Nikolaus und böser „Brandjockele“
Von Stocken führt der Weg ins Tal durch den Wald nach Keuerstadt. Dort liegt – sehr idyllisch – die romanische Kapelle. Sie ist dem Heiligen Nikolaus geweiht und beherbergt spätromanische und spätgotische Fresken, die Szenen aus der Legende darstellen. Die Kapelle wurde 1280 erbaut und 1971 stilgerecht saniert. Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um Keuerstadt. So soll das wilde Heer einmal auf der Suche nach dem „Brandjockele“ dort gewesen sein.
Um den idyllischen Zauber des Ortes zu erhalten, kann Keuerstadt nur nach einem 2,5 Kilometer langen Fußweg beziehungsweise Radweg von Ellwangen-Stocken aus oder vom Wanderparkplatz Jagstzell-Dankoltsweiler aus besucht werden. Einen Blick in die Nikolauskapelle ermöglicht ein kleines Guckloch in der schweren Holztür. Unterhalb der Kapelle ist das ehemalige Forsthaus, das sich in diese wohltuende Einsamkeit fügt. Der Ellwanger Künstler Karl-Heinz Knoedler (1926 bis 2000) hat es bemalt. Vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts führte eine Fernstraße durch den Ort. Es gab hier mehrere Mühlen und Bauernhöfe. Im 19. Jahrhundert existierte auch noch eine Gaststätte.
Verehrung der Gottesmutter
Von Keuerstadt sind es nur noch vier Kilometer zur Matzenbacher Bildkapelle. Sie wurde 1973 erbaut und beherbergt das bekannte Matzenbacher Bild. Die Wallfahrt zur Matzenbacher Schmerzensmutter geht in das Jahr 1746 zurück. Maria Mangold von Matzenbach gelobte, um ihrer Kopfschmerzen ledig zu werden, ein Bild der Muttergottes am Weg nach Dankoltsweiler an einer Buche anbringen, um dort Andacht zu halten. Schon bald, nachdem das Bild aufgestellt war, pilgerten Menschen von nah und fern zum Bild. Über 150 Jahre lang blieb diese Form der Verehrung der Gottesmutter bestehen.
Im Jahr 1913 entstand eine erste, einfache, offene Kapelle, die 1933/35 verschönert wurde. 1973 wurde die Kapelle neu gebaut. Die Zeltform, die sich der Architekt Andreas Engelhardt erdacht hat, schenkt dem Gnadenbild eine besondere Atmosphäre. Die farbigen Glasfenster von Alfred Seidel halten marianische Gedanken fest. Der Ellwanger Künstler Rudolf Kurz rundete das Matzenbacher Bild um einen Zelebrationsaltar und eine Stele im Jahr 2008 ab.
Hunderte kommen zum Wallfahrtsfest
Die Bedeutung dieser Gnadenstätte im Wald geht weit über die Pfarrgemeinde Matzenbach und Fichtenau hinaus. Davon zeugt nicht nur das von vielen hunderten Gläubigen jährliche Wallfahrtsfest, das „Bildfest“ – es wird traditionell am zweiten Septembersonntag, kurz vor dem Siebenschmerzenfest begangen – sondern auch der Besuch sehr vieler Gläubiger das ganze Jahr über. Von Matzenbach muss man nur noch acht Kilometer radeln, dann ist man in Dinkelsbühl – für alle, die es etwas weiter mögen. Ansonsten geht es nun zurück nach Stocken, wo im „Grünen Baum“ Bratwürste, verschiedene Wurstsalate und erfrischende Getränke warten.
Info: Die Legende vom Brandjockele
Im Wald bei Keuerstadt geht der Geist „Brandjockele“ um. Er war ein bösartiger Jäger und Wilderer. Er führte ein ausuferndes Leben und quälte und drangsalierte seine Dienstleute. Nach seinem Tod gab es aber keine Ruhe für die von ihm Geplagten. Zwar wurde der Hof des Bösewichts dem Erdboden gleich gemacht, aber sein Geist jagt weiterhin durch den Wald.