Mitfahrbänke im Magischen Dreieck: Die rote Bank am Straßenrand

Die roten Mitfahrbänke sollen auch im magischen Dreieck die ländlichen Gegenden besser miteinander verbinden. Autor Sebastian Kopf wollte im Selbstversuch testen, wie gut das Mitfahren funktioniert.

Sie sind jedem schon einmal begegnet. Einladende, rote Bänkchen am Straßenrand. Ein kleiner Blickfang im ländlichen Raum. Meist am Ortseingang gelegen und zudem meist … leer. Es kostet schon etwas Überwindung, auf der Bank auszuharren. Schließlich weiß man ja nicht, wer und vor allem ob überhaupt jemand anhält. Doch immer mehr Kommunen in ganz Deutschland führen den Trend der roten Mitfahrbänke weiter. Die erste Mitfahrerbank wurde 2014 in Speicher in der Eifel aufgestellt. Seither stieg die Zahl der roten Bänke in Deutschland rasant. Der Wunsch nach Mobilität ist groß und die Idee hinter den Mitfahrbänken bestechend einfach: hinsetzen und warten.

Hier stehen rote Mitfahrbänke:

  • Buckenweiler
  • Crailsheim
  • Diederstetten
  • Dinkelsbühl
  • Ellenberg
  • Frankenhardt
  • Lautenbach
  • Matzenbach
  • Mönchsroth
  • Sinbronn
  • Stimpfach
  • Unterdeufstetten
  • Wildenstein

Startpunkt Dinkelsbühl

Es ist ein leicht verregneter Nachmittag, als ich in Dinkelsbühl den Selbstversuch starte und versuche, die Mitfahrbänke im Magischen Dreieck auf ihre Erfolgsquote zu testen. Doch zuerst möchte ich mehr über die roten Bänkchen erfahren. Ich treffe in der Altstadt die geschäftige Stadt- und Kreisrätin Elke Held. Ich erfahre, dass das Projekt in Dinkelsbühl im Herbst 2018 mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Ansbach und des Forums Zukunft Dinkelsbühl e. V. ins Leben gerufen wurde und eine Mitfahrerbank in Herrieden wohl als Vorbild diente.

„Wir haben uns auch deshalb für die roten Mitfahrbänke entschieden, da sie vor allem ein Zeichen der Solidarität auf dem Land darstellen.“ – Elke Held

„Wie gut die Bänke angenommen werden, dürfen Sie jetzt herausfinden“, lächelt sie mir zu. Mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg in Richtung Ellwanger Straße / Ecke Alter Postweg. Der Zielort wird durch ein Schild über der Bank angezeigt. Mithilfe einer Kette drehe ich die Schilder so lange, bis mein gewünschtes Ziel „Ellenberg“ sichtbar wird. Vom alten Postweg in Dinkelsbühl aus gelangen die „Bankreisenden“ nach Fichtenau und Ellenberg.

In Fichtenau sind die roten Bänke nahezu in jedem Dorf vorhanden. Auf dem Weg durch Wildenstein und Matzenbach sind die kleinen Bänkchen ein wahrer Blickfang. Doch nicht nur in Fichtenau und Dinkelsbühl stehen die roten Mitfahrbänke für Fahrgemeinschaften bereit. Die Stadt Crailsheim startete im September 2017 ein Gemeinschaftsprojekt mit ihrer Nachbargemeinde Frankenhardt.

Warten auf einen Chauffeur

Mit einem leichten Kribbeln setze ich mich auf die Bank und warte. Ein Rentner-Ehepaar kommt vorbei und schaut mich stirnrunzelnd an: „Meinen Sie, da hält wirklich jemand an?“ Die Gesichtsausdrücke der vorbeifahrenden Autofahrer machen zunächst wenig Hoffnung, auch wenn die Blicke der Fahrer stets interessiert zwischen mir und der Ortsanzeige hin- und herwandern.

Nach einer vollen Stunde fährt ein dunkles Auto langsam heran. „Wollen Sie nach Ellenberg?“ Mein Fahrer ist Johannes Fidler aus Dinkelsbühl. Begeistert erzählt er mir, dass er wohl öfter Leute mit in Richtung Ellenberg, Wört und sogar Rosenberg nimmt. Aber auf der roten Mitfahrerbank habe er bislang noch niemanden sitzen sehen.

„Ich habe mir immer gesagt, wenn da mal einer sitzt und die Richtung passt, nehm‘ ich ihn mit. Natürlich nicht jeden, aber wenn er einen normalen Eindruck macht, warum nicht?“ Die Fahrt nach Ellenberg vergeht wie im Flug und ehe ich mich versehe, verabschiede ich mich von Johannes.

Die zweite Etappe der Reise

In der Feierabendstunde zwischen 17 und 18 Uhr bekomme ich schließlich vier Angebote, mit nach Dinkelsbühl zu fahren. Die Strecke Ellenberg-Dinkelsbühl scheint also für Mitfahrer hervorragend geeignet, wenn man die passenden Zeiten erwischt und etwas Glück hat. Allerdings hieße zurück nach Dinkelsbühl für mich zurück an den Anfang.

Als nach einer Stunde der Regen losbricht, gebe ich mich geschlagen und erkenne, dass mich an diesem Tag lediglich der Bus mit an den ZOB nach Ellwangen nimmt. Während ich in den Bus steige und mich auf den Sitz fallen lasse, überlege ich mir, welche Geschichten ich heute verpasst habe. Was wäre an einem anderen Tag zu einer anderen Zeit passiert?

Das Fazit: