2019 lockte der kleine Hofladen der Familie Ludwig rund 10.000 Gäste ins beschauliche Alexandersreut. Inmitten ländlicher Idylle lassen sich hier am Rande des magischen Dreiecks nicht nur traditionelle Köstlichkeiten wie hausgemachte Flammkuchen – auch Blootz genannt – genießen, sondern auch spannende Einblicke in das Leben auf dem Bauernhof gewinnen.
Bereits in siebter Generation führt Familie Ludwig ihren landwirtschaftlichen Betrieb. Neben dem Milchviehbetrieb ihres Mannes Martin vertrieb Christa Ludwig, die einst „Deutschlands kleinsten Hofladen“ eröffnete, 2006 selbstgemachte Nudeln. Die Nachfrage stieg und bald musste ein Container her, der zusätzlichen Platz für ein Brotregal bot. „Ich weiß noch, wie wir die ersten 30 Euro mit der Nachbarin so richtig gefeiert haben“, erzählt Christa lachend.
Inzwischen steht ein schickes Holzhäuschen vor dem rustikalen Bauernhaus und auch die Nudeln sind aus den Regalen verschwunden. Dafür erweiterte die Familie das Sortiment um so einige Spezialitäten. Freitags backt Christa zusammen mit Tochter Madlene leckeren Hefezopf nach traditionellem Hausrezept, frisches Brot, schmackhafte Baguettes und vieles mehr. Sonntags wandern dann zusätzlich herrlich duftende Kuchen aus Dinkelmehl in das kleine „Milchhäusle“ am Straßenrand und locken jedes Wochenende Gäste aus nah und fern in das kleine Dorf.
Hohenloher Spezialitäten aus dem Holzofen
Zur kulinarischen Tradition in Hohenlohe zählt das Blootzbacken. „Früher hatte beinahe jede Familie ihr eigenes Rezept. Unseres stammt von meiner Mutter, aber wir lassen uns auch immer wieder etwas Neues einfallen. Dafür fahren die Gäste dann auch schon einmal von Aalen, Durrwangen und sogar Ludwigsburg bis kurz vor Crailsheim“, erzählt Christa. Lachend verrät sie: „Wir gehen auch auf Sonderwünsche ein. Die ungewöhnlichste Bestellung war bisher ein Bananen-Blootz.“
Für den Verkauf des leckeren Flammkuchens schafften die Ludwigs einen kleinen Wagen an, mit dem sie auf Festen und Märkten das Traditionsgericht verkauften. Als sich die Anfragen häuften und immer mehr Menschen auch vor Ort auf dem Hof den leckeren Blootz probieren wollten, machte die Familie schließlich den entscheidenden Schritt und renovierte 2011 die alte Backstube mit prächtiger Gewölbedecke. Zusätzlich wurden ein kleiner Schankraum und ein gemütlicher Außenbereich eingerichtet. „Unsere Gäste mögen das historische Ambiente“, erklärt Christa.
Wie der Großteil von Alexandersreut wurde auch das Bauernhaus Ende des 18. Jahrhunderts aus den Überresten der alten Pfannenburg erbaut. Nach preußischem Vorbild ließ der letzte Markgraf, Alexander von Brandenburg-Ansbach, den Weiler auf dem Reißbrett entwerfen, was die geradlinige Straßenführung erklärt. Für Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern wurde mit viel Engagement die alte Scheune umgebaut und hergerichtet. Damit auf dem Hof alles gelingt, packt in der 15-köpfigen Familie jeder mit an. „Hier leben drei Generationen unter einem Dach und alle sind füreinander da“, beschreibt Christa das Leben auf dem Hof.
Aus Liebe zur Landwirtschaft
Oft kommen Radfahrer oder Feriengäste auf dem Weg zum nahegelegenen Degenbachsee am Hofladen vorbei und decken sich mit Kuchen oder einem Vesper ein. Auch durch die Nähe zur Autobahn zieht es immer wieder Urlauber nach Alexandersreut. Dabei kommen die Ludwigs meist mit den Menschen ins Gespräch und beseitigen das ein oder andere Vorurteil über die Landwirtschaft, das durch Reality-Shows oder negative Berichterstattung in den Medien entsteht.
„Hohenlohe ist einer der schönsten Flecken auf dieser Erde.“
Zusammen mit der Hector Kinderakademie und als zertifizierter „Lernort Bauernhof“ vermitteln Christa und ihre Familie mit Spiel und Spaß Kindern jeden Alters, woher unsere Grundnahrungsmittel kommen und wie das Leben einer Kuh aussieht. „Hohenlohe ist einer der schönsten Flecken auf dieser Erde. Diese Verbundenheit zu unserer Heimat wollen wir durch die Liebe zur Tradition und über die Verantwortung für unsere Lebenseinstellung weitergeben“, so die Bäuerin.
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