Im Magischen Dreieck bestehen seit Jahrzehnten kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen über Landesgrenzen hinaus. So blickt die Städtepartnerschaft zwischen Ellwangen und der französischen Stadt Langres 2024 auf ihr 60-jähriges Jubiläum. Anlässlich dessen erzählt eine Ausstellung des Stadtarchivs den Weg bis dahin mit zahlreichen Exponaten. Doch die Verbindungen zwischen den beiden Städten reichen noch viel weiter zurück und auch mit der italienischen Stadt Abbiategrasso ist Ellwangen verbunden.
Tiefer könnte eine Städtepartnerschaft kaum sein. Bereits im Jahr 764 gründeten die beiden Langreser Bischöfe Erlolf und Hariolf das Kloster Ellwangen. „Man wusste im historischen Ellwangen schon immer um die Gründungsgeschichte Bescheid“, erklärt Dr. Anselm Grupp, Leiter des Kultur-, Presse- und Touristikamts. So führte die Stadt an der Jagst im 15. Jahrhundert das Wappen des Bistums Langres als ihr eigenes Wappen. Das Ellwanger Wappen zeigt im Unterschied zum Langreser Vorbild allerdings lediglich eine Lilie in den Feldern des roten Andreaskreuzes. Auch zum 1.000-jährigen Jubiläum 1764 erinnerte man sich an die französischen Bischöfe, die einst zur Elchjagd in den Virngrund kamen. Damals gab es um das Schloss ein Wildgehege mit Hirschen, die an die Virngrund-Elche erinnern sollten.
Die Wappen von Ellwangen (links) und Langres (rechts). Fotos: Stadt Ellwangen
Lebenslange Verbindungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm in den 1960er-Jahren der Austausch der Kulturen neue Fahrt auf und folgte dem Beispiel der großen Staatsmänner Charles De Gaulle und Konrad Adenauer. Nach mehreren Erkundungsfahrten nach Langres fand die feierliche Besiegelung der Städtepartnerschaft beim großen Jubiläum „1.200 Jahre Ellwangen“ 1964 in Ellwangen und anschließend 1965 in Langres statt. „Oft stehen am Anfang einer Städtepartnerschaft große Worte“, erklärt Dr. Grupp. „Es ist dann davon abhängig, wie sich die Leute engagieren.“
1964: Die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde durch den damaligen Bürgermeister in Langres, Jean Favre, Bundesfamilienminister Bruno Heck, dem württembergischen Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger und Ellwangens Bürgermeister Karl Wöhr (von hinten links). Die Pergamenturkunde selbst (Titelbild) wird in einem acht Kilogramm schweren Behältnis aus Kupfer aufbewahrt. Fotos: Stadt Ellwangen
Die Bemühungen trugen Früchte und in den folgenden Jahren entstanden Freundschaften, die ein Leben lang hielten. Sogar drei Ehen zwischen Langresern und Ellwangern wurden geschlossen, von denen ein Paar erst kürzlich die Goldene Hochzeit feierte. Vor allem die Schulen, Vereine und Feuerwehren spielten eine große Rolle. So kamen bereits Künstler aus Langres zum Kalten Markt oder den Heimattagen und junge Künstler aus Ellwangen reisten zur Fête de la Musique. Zwischen den Schulen besteht seither, mit Ausnahme der Pandemie, ein regelmäßiger Schüleraustausch und zwischen den Feuerwehren entstand eine enge Freundschaft. „Es ist ein sehr emotionaler Moment, wenn die Feuerwehrkameraden aus Langres zur Beerdigung eines Kameraden nach Ellwangen kommen“, so Dr. Grupp.
Bereits seit 34 Jahren wird die Jugendabteilung des DJK Ellwangen zum Erlebniszeltlager von den französischen Freunden empfangen, um auf spielerische Weise die Partnerstadt kennenzulernen und mit einer neuen Generation vertraut zu machen. Einzelne Aktionen im Sinne der Partnerschaft gab es auf kommunaler und privater Ebene. Mal wanderte eine Ellwanger Gruppe in die Partnerstadt, dann gab es eine Fahrradtour über Abbiategrasso nach Langres. Zudem wurde Oberbürgermeister Michael Dambacher zum „Taste fromage de Langres“ ernannt, berichtet Anselm Grupp, der ebenfalls diese Würde empfing und sich seither als Käseritter bezeichnen darf.
Die tiefe Städtepartnerschaft mit Abbiategrasso
Eine ähnlich feste freundschaftliche Verbindung pflegt Ellwangen mit dem italienischen Städtchen Abbiategrasso, das 513 km entfernt liegt – und ganz unbeteiligt war Langres dabei nicht. Das Bistum aus Langres hat auch in Abbiategrasso ein Kloster gegründet. Von Anfang an bestand also schon eine indirekte Verbindung zwischen der norditalienischen Gemeinde und der baden-württembergischen Kreisstadt. So entsprang die Idee eines Dreibundes. 1991 wurde dann die Partnerschaft zwischen Ellwangen und Abbiategrasso offiziell.
Zwischen den beiden Städten wird ebenfalls ein kultureller Austausch gründlich gepflegt und mit Leben gefüllt. Besuche erfolgen sowohl unter anderem zu den Feierlichkeiten der Städte als auch zu sportlichen Ereignissen: Ellwanger nehmen beispielsweise am Marathon in Abbiategrasso teil. Auch sind einige Ellwangerinnen und Ellwanger schon mit dem Fahrrad zuerst nach Langres gefahren, wo sich ihnen französische Freunde anschlossen, und dann nach Abbiategrasso weiter. Zusammen mit einigen Italienerinnen und Italienern ging es dann zurück in den Ostalbkreis.
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Info:
Langres
Entfernung: 548 km
Region: Grand Est
Sehenswürdigkeiten: Stadtmauer (12 Türme und 7 Tore), Kathedrale St-Mammès, Maison des Lumières Denis Diderot
Abbiategrasso
Entfernung: 513 km
Region: Lombardei
Sehenswürdigkeiten: Visconti-Kastell, Basilika Santa Maria Nuova, Barockkirche San Bernardino, Casa Albini