Vier Wochen Weihnachtsmarkt in Dinkelsbühl, das bedeutet für Cheforganisator Karl Reinhardt Arbeitstage von 6 bis 22 Uhr. Und auch die vier Wochen davor und die danach ist sein Einsatz immens. Mit seinem Engagement hat er es geschafft, dass der Weihnachtsmarkttourismus nicht an Dinkelsbühl vorbeigezogen ist. Unsere Autorin hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen, um dem Weihnachtszauber von Dinkelsbühl auf den Grund zu gehen.
Ein Christkind, der Duft von gebrannten Mandeln, fränkische Bratwürste, stimmungsvolle Buden und der idyllische Spitalhof. Der Dinkelsbühler Weihnachtsmarkt ist nicht nur deshalb etwas Besonderes. Hier geht es freundschaftlich zu. Denn in 20 Jahren Weihnachtsmarkt-auf-die-Beine-stellen hat Karl Reinhardt viele (Kunst)handwerker und -handwerkerinnen um sich geschart und ein vielfältiges Angebot aufgebaut.
Gutes Händchen und Gespür
„Da sind tolle Produkte dabei, die man sonst nirgends bekommt“, schwärmt er und kauft bei seinen Freunden auch gerne seine Geschenke ein. „Ich habe mir in den vergangenen Jahren eine großartige Mannschaft zusammengestellt.“ 18 Jahre mit dabei war zum Beispiel der Glockengießer aus Schwäbisch Hall. „Er hat bei mir am Stand einen Glühwein gekauft und mir sind seine schwarzen Hände aufgefallen. Ich habe ihn danach gefragt und wir sind ins Gespräch gekommen“, erinnert sich Karl Reinhardt. So kam der Glockengießer nach Dinkelsbühl. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Glocken sich mit dem Schriftzug „Weihnachtsmarkt Dinkelsbühl“ in die Welt verteilt haben. Das Einzugsgebiet ist groß.
Neulich hat Karl Reinhardt eine Mail einer Frau aus Hannover bekommen. Sie bräuchte unbedingt die getöpferte Schale wieder, die sie 2011 auf dem Dinkelsbühler Weihnachtsmarkt gekauft hat. Wieder eine Begebenheit, die das gute Händchen des Organisators unterstreicht.
Wie Karl Reinhardt den Weihnachtsmarkt rettete
Dieses Gespür sorgte dafür, dass Dinkelsbühl heute so einen erfolgreichen Weihnachtsmarkt hat. Denn die Anfangszeiten waren bescheiden. Während die Märkte in Rothenburg und Nürnberg in aller Munde waren, gab es in Dinkelsbühl ein paar Buden vor der Sparkasse. Erst 2003 konnte sich die Stadtverwaltung und der Gemeinderat auf einen neuen Standort einigen, den Spitalhof. Doch die finanziellen Verluste der ersten Ausgabe waren, aufgrund Auf- und Abbaus sowie Lagerung der Buden, so hoch, dass der Markt auf der Kippe stand. Da griff Karl Reinhardt wütend ein: „Es kann nicht sein, dass es an den Kosten scheitert. Ich mache alles selber.“ Und das macht er jetzt seit 20 Jahren erfolgreich.
Fotos: privat, Dinkelsbühl/David Haas
Er hat auch zwischen den Jahren, für die inzwischen vielen touristischen Gäste, ein Angebot initiiert: den Winterzauber auf dem neu gestalteten Platz, dem ehemaligen Schweinemarkt, hinterm Rathaus. Dort gibt es bis 6. Januar Bratwurst, Glühwein, Süßigkeiten und Budenzauber. Es ist ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen, aber auch Gäste aus Italien, Frankreich oder England.
Info:
1986 hat sich Karl Reinhardt selbstständig gemacht. „Meine Vorfahren kommen alle aus dem reisenden Handel. Das steckt bei mir im Blut“, sagt der Unternehmer. Anfang der 1990er Jahre begann er, mit Süßwaren auf Volksfeste und Jahrmärkte in Franken und Baden-Württemberg zu gehen. Seinen Süßigkeitenverkauf hat er 2020 abgegeben. Auf dem Dinkelsbühler Weihnachtsmarkt betreibt er einen Glühweinstand.