Wenn die Tage kürzer werden, die ersten Herbstnebel durch die Täler ziehen, freuen sich die Fischliebhaber und „Blausieder“ auf besondere Leckerbissen: in den Monaten mit „r“ im Namen ist Erntezeit für den Karpfen, genauer für den „Dinkelsbühler Karpfen„. Das Abfischen ist zu einem beliebten Fest geworden. Bei alldem steckt hinter dem Beinamen der Dinkelsbühler jedoch eine interessante Geschichte.
Die Dinkelsbühler werden oft auch als Blausieder bezeichnet. Blausieden oder Blaukochen ist eine Methode, um einen Fisch zu pochieren und ihn in fast kochendem Essigwasser zu garen, bis er blau wird.
Die Geschichte hinter den Blausiedern
Ihren Beinamen verdanken die Dinkelsbühler einer Sage: Vor langer Zeit gab es einen Dieb in Dinkelsbühl, der die ganze Gegend unsicher machte. Sogar die Kirchen und Pfarrhäuser waren nicht vor ihm sicher. Jedes Mal entkam er den Stadtknechten, bis er ihnen eines Tages doch ins Netz ging. Die Gerichtsverhandlung fand an einem heißen Sommervormittag im Rathaus statt und die Stadträte mussten entscheiden, welche Strafe der Übeltäter erhalten sollte. Natürlich stritt der Dieb alles ab und es mussten Zeugen geladen werden, sodass sich die Verhandlung in die Länge zog.
Einer der Ratsherren war schon etwas älter und schwerhörig. Gegen Nachmittag nickte er ein und da er ein leidenschaftlicher Angler war, träumte er davon, wie er seiner Frau einen prächtigen Karpfen brachte. Just in diesem Moment war die Verhandlung vorbei und sein Sitznachbar stieß ihn an und fragte, was mit dem Dieb geschehen solle. Der Rat, mit seinen Gedanken noch bei seiner Frau in der Küche, schreckte auf und rief: „Blausieden natürlich!“
Gut zu wissen:
Diese Geschichte ist so nie passiert und wurde vermutlich im 19. Jahrhundert den Dinkelsbühlern von ihrem Historischen Verein angedichtet.
Das Titelbild zeigt übrigens das schlafende Ratsmitglied. Dieser Türgucker im Haus der Geschichte erinnert somit an die Sage vom Blausieder.