Dinkelsbühler Karpfen – Die Fischzucht und die Blausieder

In einer Überlieferung von 1550 heißt es, Dinkelsbühl habe „so viele Weiher, als Tage im Jahr“. Heutzutage hat die Fischzucht immer noch einen besonderen Stellenwert vor Ort, obwohl die Zahl der Weiher und Fischereien in den letzten Jahrhunderten stark zurückgegangen ist.

Karl Wiesinger mit seinem Sohn Karl beim Abfischen. Foto: Karl Wiesinger 

Bereits in der fünften Generation betreibt Karl Wiesinger seine Fischzucht in Dinkelsbühl. Gelernt hat er den Beruf 1983 und arbeitet den größten Teil des Jahres allein in dem Familienunternehmen. Lediglich zur jährlichen Abfischung bedarf es der Hilfe von Freunden und Bekannten, um die bis zu 15 Tonnen Dinkelsbühler Karpfen, Zander, Hechte und Schleien zu fangen und weiterzuverarbeiten. 

Bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts oblag die Fischerei den Klöstern, in welchen die Fischzüchter damals als Fischknechte arbeiteten. Als das Geschäft nicht mehr rentabel war, machten die Knechte sich selbstständig, woraus auch die Fischzucht Karl Wiesingers entstand.  

Seit damals hat sich in den Arbeitsabläufen nicht viel geändert. Einzig die technischen Errungenschaften erleichtern die Arbeit. Heutzutage sind größere Zuchtmengen möglich sowie weitere Distanzen zwischen den Zuchtteichen. Dabei hat der Beruf des Fischzüchters nicht an Bedeutung verloren. Eher im Gegenteil: Es wird mehr Fisch gegessen als noch vor 20-30 Jahren. 

Herausforderungen der Fischzucht

Was Wiesinger allerdings Sorgen bereitet, ist die Bedrohung durch Prädatoren wie Biber, Kormorane und Fischreiher. Auch der Naturschutz wird dabei zusehend zum Problem. Denn obwohl ein Fischzuchtbetrieb ja grundsätzlich sehr viel Artenvielfalt auf seinen Flächen bietet, hat Wiesinger keine Möglichkeiten, ordentlich gegen die Wildtiere vorzugehen, da die meisten von ihnen geschützte Arten sind. 

Ein weiteres Problem stellen die immer wärmeren Winter dar. Während der Winterung atmen Fische unter der geschlossenen Eisdecke ein- bis zweimal in der Minute. Ist die Wasseroberfläche nicht gefroren, ist der Fisch viel aktiver und kann nicht in den Energiesparmodus wechseln. Das zehrt an seinen Reserven, da die Tiere während dieser Zeit nichts essen. Zusätzlich sind die Verluste durch Prädatoren noch größer, da die Fische im Teich mit deutlich höheren Stückzahlen überwintern und ohne Eisfläche keinen Schutz haben.  

Die Coronapandemie traf den Betrieb dagegen nicht so stark, da Wiesinger einen Großteil seiner Fische an Angelvereine für den Besatz verkauft und Angel boomt. Außerdem boten viele Gaststätten Karpfen-To-Go an. 

Genuss zur Dinkelsbühler Fischernte und zu Festen