Rauhnächte: Eine Zeit zum Innehalten, Vor- und Zurückblicken

In meiner Social-Media-Bubble poppt das Thema immer wieder auf: Rauhnächte. Eine Influencerin, der ich folge, hat ihr Rauhnächte-Tagebuch rausgekramt und will auch dieses Jahr wieder eines führen. Und sie ist nicht die Einzige, die sich mit diesem Thema befasst. Aber das ist das Internet. Wie ist das hier, in meiner realen Welt?

Ich stelle Fragen in meinen WhatsApp-Status: Räuchern oder Meditation? Wäschepause oder Wünsche verbrennen? Macht jemand von euch ein Ritual in den Rauhnächten? Frage wegen eines Artikels…

Rauhnächte? Das ist doch im Magischen Dreieck kein Thema, oder?

Ob sich jemand meldet? Bestimmt nicht, sorgt sich eine Kollegin. Sie kennt die Rauhnächte aus Österreich, wo sie regelmäßig in dieser Zeit Skifahren ist. Doch ich bekam einige Rückmeldungen. Von meiner Großcousine zum Beispiel. Die hat das Buch „Der Zauber der 12 Rauhnächte – das Workbook für meine magische Reise“ geschenkt bekommen. Darin hat die Autorin Renata Stainer Rituale, Räuchern, Meditationen, Bräuche und Impulse aufgeschrieben. „Es soll toll sein“, meint meine Großcousine. Reingeguckt hat sie noch nicht. Dafür hat sie ja noch ein paar Tage Zeit.

Die Rauhnächte als Workbook
und im Herzkino

Meine Nichte hat mir auch geschrieben. Sie hat im ZDF-Herzkino einen schönen Film mit diesem Thema gesehen: „Stille Nacht, raue Nacht“. Der wartet in der Mediathek auf mich.

Eine Freundin hat sich gemeldet, die mit ihrer Schwägerin im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Rauhnacht-Ritual gemacht hat: Wünscheverbrennen. Man schreibt sich 13 Wünsche auf. „Sie sollten kurz, knapp und positiv formuliert sein. Ich bin gesund, zum Beispiel“, beschreibt sie. Die Zettel werden gefaltet, so dass man die Wünsche nicht mehr lesen kann. In jeder Rauhnacht wird ein Zettel gezogen und ungelesen verbrannt.

Rauhnächte-Ritual: 
Wünsche verbrennen

Da es nur 12 Rauhnächte gibt, bleibt ein Wunsch übrig. Die Idee ist, dass zwölf der Wünsche als Rauch in den Himmel steigen und sozusagen für einen erledigt werden – für den 13. Wunsch ist man selbst verantwortlich und muss sich kümmern. „Es war genau der Wunsch, den ich am liebsten losgeworden wäre“, erinnert sie sich. Aber sie hat das Thema in Angriff genommen. Für meine Freundin war dieses Ritual ein guter Anlass, innezuhalten. Zurückzublicken auf ein volles Jahr und auf das neue zu schauen und das, was es vielleicht mit sich bringt.

Info: Räuchern

Räuchern ist bereits im Wort RAUHnächte enthalten. Die Silbe Rauh geht wohl auf das mittelhochdeutsche Wort „rouch“, was so viel wie „Räuchern“ bedeutet zurück. Durch das Räuchern mit bestimmten Kräutern und Harzen wie z. B. Weihrauch, Wacholder, Myrrhe, Beifuß, Tannen- oder Kiefernharz, sollen Haus und Hof samt seiner Bewohner vor Unheil geschützt werden.

Hierfür zog die Familie mit der Räucherpfanne durchs Haus und die Ställe, teilweise über die Felder und Äcker. Anschließend wurde mit den Kräutern in der Hand gebetet. Die Kräuter für dieses Ritual wurden über das Jahr gesammelt und an Mariä Himmelfahrt in der Kirche geweiht.

Eine andere Form des Räucherns ist das, vor allem aus dem Erzgebirge bekannte, Räuchermännchen.

Immer mehr Veranstaltungen
zum Thema Rauhnächte

Eine ehemalige Kollegin hat mir den Kontakt zu Ines Riek aus Ellwangen geschickt. Sie nennt sich Madame Märchen, ist Erzählkünstlerin und bietet Waldbaden an. Im Dezember macht sie inzwischen vier Waldbadeveranstaltungen zum Thema Rauhnächte an. Seit 15 Jahren beschäftigt sie sich mit dieser besonderen Zeit. „Seit vier Jahren ist es in aller Munde“, erzählt sie. Ines Rieck hat ein Workbook für die Rauhnächte verfasst, das sie ihren Teilnehmer:innen nach dem Waldbaden mit auf den Weg gibt. Darin führt die Expertin in das Thema ein und gibt Reflexionsvorschläge.

Ines Rieck erzählt mit großer Begeisterung von den Rauhnächten und den Ritualen dazu. Foto: rim

Die einzelnen Rauhnächte halten Botschaften für die kommenden Monate bereit

Jede Rauhnacht hat ein bestimmtes Thema. Der 25. Dezember ist die Zeit der Stille. Am 27. Dezember ist das Thema Aufbruch und Neubeginn oder am 1. Januar Wohlstand, Fülle und Entscheidung. Jede Rauhnacht ist auch einem Monat im nächsten Jahr zugeordnet. Deshalb kann man ins Workbook eintragen, wie man sich zu den unterschiedlichen Tageszeiten gefühlt hat. Dieses Empfinden wiederhole sich dann im entsprechenden Monat.

Das alte Jahr zu verabschieden ist kostbar und tröstend

In der letzten der zwölf Raunächte (5./6. Januar) finden in vielen Alpenregionen sogenannte Perchtenläufe statt. Der Sage nach erscheint am Perchtabend die mythische Frau Percht (auch Frau Holle genannt) und Odin mit ihrem Gefolge, um das Böse mit Glocken, Lärmen und Trommeln zu vertreiben, und um das alte Jahr hinauszukehren. In den heutigen Perchtenläufen verkleiden sich die Menschen mit schaurigen Masken und Pelzumhängen und ziehen durch die Dörfer. Oft tragen sie Kuhglocken oder Glockenspiele sowie Ruten bei sich, um mit dem Lärm die Geister zu vertreiben.

Die Rauhnächte sind eine magische Zeit und für sagenhafte Geschichten wie im Mystical „Die Bayrische Raunacht“.

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Info: Wäsche aufhängen?

Der nordischen Mythologie zufolge findet in den Rauhnächten die Wilde Jagd statt. In diesen Nächten sind Kraftplätze aktiv und Portale öffnen sich. Die wilden und ungezähmten Naturgeister und -energien gelangen in unsere Welt und machen sich bemerkbar.

Damit das Heer der Seelen sich nicht in der Wäsche verfängt, war es Brauch während dieser Zeit keine Wäsche im Freien aufzuhängen. Auch gibt es den Glauben, dass die Wilde Jagd die Wäsche raubt und später zum Leichentuch werden lässt.