Onolzheimer Hammeltanz: Über 500 Jahre einzigartige Tradition

Vom Sonntag, 20. Oktober bis Montag, 21. Oktober, findet in Onolzheim der Hammeltanz statt. Das zweitälteste Heimatfest in Baden-Württemberg! Ein Fest mit über 500 Jahren Tradition, bunten Umzügen und einer Tanzveranstaltung, an dessen Ende sich das glückliche Gewinnerpaar über einen stattlichen Hammel freuen darf.  

Der Ursprung dieser Tradition reicht bis ins Jahr 1476 zurück. In diesem Jahr bat Freifrau Barbara von Zipplingen den Würzburger Bischof um Erlaubnis, den Onolzheimern eine Kaplanei zu bauen. Nachdem dieser den Bau genehmigte, stiftete die Freifrau der Überlieferung nach den ersten Hammel. Der Onolzheimer Hammeltanz war geboren. Seitdem hat der Hammeltanz immer stattgefunden. Auch während Corona fand er 2020 im kleinsten Kreis und 2021 unter Einhaltung der Hygieneauflagen statt!

Um das Andenken an die Freifrau von Zipplingen aufrechtzuerhalten und aus großer Dankbarkeit, werden heute noch Auszüge aus dem Stiftungsbrief vor dem Tanz feierlich verlesen. Das Original liegt dabei sicher verwahrt im Staatsarchiv in Ludwigsburg.    

Und auch wenn der eigentliche Hammeltanz am Montag natürlich das Highlight dieser traditionsreichen Veranstaltung ist, ist doch das ganze Wochenende voll von Feierlichkeiten und Umzügen (Start jeweils um 13.30 Uhr). 

Hammeltanz mit vollem Programm für jedes Alter 

Das Fest beginnt am Freitag mit der traditionellen Kirchweih. Im Anschluss und auch noch am Samstag gibt es vom Förderverein leckere Metzelsuppe mit Schlachtplatte oder Schnitzel mit Salat.  

Am Sonntag findet dann der erste von zwei Festumzügen statt. Nachdem die Onolzheimer Blaskappelle auf ihrer mobilen Bühne bereits ab acht Uhr dafür gesorgt hat, dass die gesamte Dorfgemeinschaft wach ist, folgt um 13:30 Uhr der eigentliche Umzug. Dieser zieht jährlich über 10.000 begeisterte Zuschauer nach Onolzheim. 

Für die Dekoration der Umzugswagen gibt es jedes Jahr ein neues Motto, welches von den verschiedenen Vereinen und Gruppierungen liebevoll und detailverliebt umgesetzt wird. Denn die Onolzheimer lieben ihren Hammeltanz. Schon von klein an sind sie dabei involviert. So hat der Kindergarten etwa seinen eigenen Wagen auf dem Umzug und ab dem vierten Lebensjahr dürfen die Kleinen selbst beim Umzug mitlaufen. Schritt für Schritt gibt es für jedes Alter neue Möglichkeiten, sich bei der Veranstaltung einzubringen. Etwas, das bei den Anwohnern auf großen Zuspruch trifft. 

Ist dann schließlich der Montag angebrochen, steigt die Spannung, denn der eigentliche Hammeltanz steht an. Die Tänzer holen ihre Tanzpartnerinnen zu Hause ab und werden vom Büttel, den Herolden und der Blaskapelle samt Umzugswagen zum Festplatz begleitet.  

Der Büttel sieht dabei mit seiner Uniform, der Pickelhaube und dem Schnurbart mindestens genauso wichtig aus, wie er auch wirklich ist. Er hält nicht nur den Prolog vor dem Tanz, sondern ist auch für dessen akkurate Durchführung verantwortlich. 

Nachdem sich Zuschauer, Tänzer und Honoratioren auf der Festwiese eingefunden haben, der Büttel seinen Prolog gehalten, der Oberbürgermeister sein Grußwort gesprochen und der Herold Auszüge des Stiftungsbriefes verlesen hat, beginnt endlich der Hammeltanz. 

Hammeltanz mit Degen und Wecker

Die Tanzpaare formieren sich um den „Kärwabaum“, welchen die Tänzer früher selbst aus dem Wald gebracht haben. Damals wurde anschließend vom Büttel eine Kerze entzündet, in die eine Münze eingelassen war. Während die Paare nun um den Baum tanzten, wurde Runde für Runde ein Degen weitergereicht. Wenn die Kerze so weit abgebrannt war, dass die Münze herunterfiel, war der Tanz zu Ende und das Paar, welches zu diesem Zeitpunkt den Degen hielt, hatte gewonnen und durfte sich über den Hammel freuen. Im Anschluss folgten die Siegerehrung und schließlich der feierliche Schlusstanz. 

Heuer verwendet man statt der Kerze übrigens einen Wecker, der vom Büttel aufgezogen und im Anschluss verdeckt an den Baum gebunden wird. Auch holen die Tänzer mittlerweile den „Kärwabaum“ nicht mehr selbst am Montag aus dem Wald. Ansonsten hat sich am Ablauf nichts geändert. 

Für den Hammel ist nun das Ende gekommen. Nachdem er am Dienstag im Beisein der Tänzer geschlachtet und verarbeitet wird, findet am darauffolgenden Samstag das Festessen statt.  

Lustige Anekdoten

Ein lustiger Vorfall, den der Vorsitzende des Ausschusses des Onolzheimer Hammeltanzes, Bernd Glaßbrenner, gerne erzählt, ist folgender: Nachdem man sich jahrelang Gedanken darüber machte, was eigentlich passiert, wenn der Wecker genau dann klingelt, wenn der Büttel gerade den Degen zum Weiterreichen in der Hand hält, passierte 2021 genau dies. Nach kurzer Aufregung war jedoch aufgrund des Regelwerkes schnell klar, dass das Tanzpaar, welches den Degen als Nächstes bekommen hätte, die Gewinner waren. 

So viel Tradition und Begeisterung verdienen es, auf jeden Fall mindestens weitere 548 Jahre fortgeführt zu werden. 

wk