Ellwanger Heimattage: Stadtfest mit Tradition

Die Feierei nehme in Deutschland überhand. Das befand ein Gemeinderat im Jahr 1954. Der Ellwanger Rat und sein Bürgermeister Alois Rothmaier waren aber anderer Meinung. 1956 wurden die Ellwanger Heimattage zum ersten Mal gefeiert. Dabei ging es aber nicht nur ums Feiern. „Es war eine Art Bildungswoche“, beschreibt Dr. Anselm Grupp, Leiter des Kultur-, Presse- und Touristikamts der Stadt Ellwangen den Beginn der Heimattage. Es gab Vorträge, Ausstellungen und Infoveranstaltungen. Dieser Bildungsanspruch wich im Laufe der Zeit der Geselligkeit.

Die Feierei nimmt zu

In den Anfangsjahren fanden die Heimattage auf dem Marktplatz, in Gaststätten und in der Turnhalle statt. Ab den 60er Jahren wurden sie ins Schloss verlegt. „Wenn man Bilder von damals mit den heutigen vergleicht, sieht man, wie das Fest immer größer wurde. Nur in der Hälfte des Schlosshofes waren Schrannen aufgestellt. Heute steht nicht nur der ganze Hof voll, sondern der äußere Schlosshof wird komplett genutzt“, erzählt Anselm Grupp.

Der Ochsenbraten gehört zu den Heimattagen seit das Fest-Thema „Beim Fürstpropst zu Gast“ ist. In Anlehnung an eine Speisekarte aus dem 16. Jahrhundert wurde in der historischen Küche ein ganzer Ochse gebraten. Dieser Ochse hat immer einen Namen. Als Oberbürgermeister Michael Dambacher 2019 ins Amt kam, wurde er beispielsweise „Mike van Damb“ genannt. Das Ochsengrillen gehört zu den drei Aufgaben der Bürgergarde bei den Feierlichkeiten. Wichtiger Part ist noch deren Einmarsch samt Salutschuss sowie das Anstimmen des Württemberger Liedes.

Auf mehrere Vereinsschultern verteilt

In den ersten Jahren des Festes wurde es von der Stadt ausgerichtet. Als die Heimattage immer größer wurden, ging die Bewirtung an die Vereine. Jedes Jahr war ein anderer Verein an der Reihe. Die konnten das erwirtschaftete Geld gut gebrauchen. In dieser Zeit entstanden Hallen und Vereinsheime. Vor sieben Jahren kippte dieses System allerdings. Die Heimattage waren zu groß geworden und für die Vereine wurde es zu schwer, rund 300 Helferinnen und Helfer zu finden. „Deshalb wurden die Jobs auf zehn Vereine verteilt, um das Fest zu retten“, berichtet Anselm Grupp.

Ellwanger Heimattage Plakat
Ellwanger Heimattage Plakat

2022 wurden die Heimattage aufgrund der Renovierungsarbeiten auf dem Schloss auf dem Marktplatz gefeiert. „Das hat auch gut geklappt. Das hat das Fest zu seinen Wurzeln zurückgebracht“, so der Stadtsprecher. „Die Heimattage werden ihrem Namen gerecht“, findet er: „Viele kommen an diesem Wochenende Heim. Es gibt viele Klassentreffen in lockerer Atmosphäre.“ Das Fest ist mit vielen positiven Eigenschaften und Erfahren besetzt. Es baut auf Traditionen – wenn zum Beispiel die Schützengilde am Sonntagmorgen schießt. Es ist generationenübergreifend und es hat Platz für neue Ideen.

Am Freitag ist Luftschloss-Festival

So kam das Luftschloss dazu. Engagierte junge Leute haben sich vor fünf Jahren mit einer Festival-Idee gemeldet. „Generell ist der Geist im Rathaus offen für junge Menschen und ihre Anliegen“, sagt Olaf Thielke vom Kulturamt. Und man habe auch gleich reagiert, damit das Vorhaben nicht erst zwei, drei Jahre später umgesetzt werden kann. Auch vom Gemeinderat und der Ellwanger Bevölkerung gab es regen Zuspruch. 2022 kamen schon über 700 Gäste und genossen das familiäre Ambiente. Die Organisation, die Band- und DJ-Auswahl übernehmen die 15 Festival-Macher und ihre Helferinnen und Helfer in Eigeninitiative.

„Heimat ist, wo die Menschen feiern“, betont Ellwangens Oberbürgermeister Michael Dambacher. Der hat in Ellwangen Abitur gemacht hat und in seiner Jugend schon als Nicht-Ellwanger mitgefeiert hat. 2019 war nach seiner Wahl zum OB eine seiner ersten Amtshandlungen, die Meldung des Bürgergardekommandanten Hans-Peter Schmidt zu empfangen. Auch 2023 freut er sich wieder auf ein Fest mit Freunden.

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Info:

Die Heimattage finden immer am Wochenende vor den großen Sommerferien statt.