Wo Leidenschaft, Brauchtum und Narretei zusammenfinden

Hellau, Alaaf und Heidenei! Wenn der laute Ruf durch die Straßen vom Ellwanger Teilort Röhlingen fegt, ist es wieder Zeit für einige Stunden Heiterkeit. Das verspricht auch die kommende Faschingssaison. Ein einzigartiges und besonderes Herzensprojekt setzen dazu die Röhlinger Sechtanarren um.

Es wird eine Ausstellung, die das Werk und Leben eines Holzschnitzers aus Ellwangen-Killingen gesammelt darstellt. Markus Thor war ein Künstler aus tiefstem Herzen, der sich für vieles begeistern konnte. Eine seiner Leidenschaften war das Brauchtum und die Maskenschnitzerei. Über die Jahre hinweg fertigte er für unterschiedliche Faschingsgruppen zahlreiche Holzmasken an. Heute soll das Schaffen des verstorbenen Künstlers mit der Ausstellung gewürdigt werden.

Werk und Schaffen eines Künstlers

Etwa 30 verschiedene Masken von Markus Thor werden im November ausgestellt. „Für die Ausstellung konnten wir die Stadt Ellwangen als Kooperationspartner gewinnen, die uns das Palais Adelmann zur Verfügung stellt“, sagt Peter Bauer, der Teil der Röhlinger Sechtanarren ist und als Koordinator der Ausstellung fungiert.

Im Palais werden die Masken im Foyer, dem Treppenhaus und in zwei separaten Räumen aufgestellt. Alles chronologisch geordnet, sodass die Ausstellung durch das Werk und Schaffen von Markus Thor führt. Dazu gibt es allerhand Informationen rund um das Leben des Künstlers und den Holzmasken selbst – sowohl in Form von einem Begleitheft als auch in Führungen. „Wir wollen nicht nur die Masken ausstellen, sondern auch ihre Geschichten erzählen“, erklärt Peter Bauer. Denn hinter jeder einzelnen Arbeit steckt mehr als nur ein Motiv. Mit viel Liebe für seine Arbeit und fürs Detail fertigte Markus Thor kunstvolle und detailgetreue Fastnachtsmasken an. Für die Ausarbeitung hat sich Thor viel Zeit genommen und reichlich Recherche betrieben. Idee und Motiv entstanden stets in enger Zusammenarbeit mit den Gruppen, für die er diese angefertigt hatte.

Als Grundlage für jede Figur, die als Holzmaske umgesetzt wurde, gab es eine Geschichte, Sage oder einen anderen örtlichen Bezug zum jeweiligen Heimatort der Fastnachtsgruppe. Wie beispielsweise das Wilde Heer oder die Figur des Jägers und Köhlers „Brandjoggale“, welcher einer Sage nach ein „ganz bäser Mo“ und eine „graussliga Gestalt“ war. Bis heute werden diese Masken von einer der Maskengruppen der RöSeNa, den „Brandjoggala“, mit Stolz getragen. Solche Hintergrundgeschichten und mehr sollen bis zur Ausstellung auf der Webseite der RöSeNa erscheinen. „Je näher die Ausstellung rückt, desto mehr Infos rund um die Ausstellung, den Umzug und die teilnehmenden Gruppen wollen wir auf unserer Homepage sammeln“, sagt Peter Bauer.

Ein einzigartiges Umzugserlebnis

Bei der Ausstellung bleibt es jedoch nicht. Gekrönt wird die „Hommage an Markus Thor“ mit einem einzigartigen Umzug, bei dem die Röhlinger Sechtanarren nicht nur tatkräftig von traditionellen Musikgruppen begleitet werden. Teil dieses spektakulären Highlights sind auch zahlreiche Faschingsgruppen. Sie alle verbindet Markus Thor, denn bei allen hat der Künstler zu Lebzeiten mit seiner Maskenschnitzerei mitgewirkt.

Auch das Brauchtum verbindet die zahlreichen Gruppen sowohl untereinander als auch mit Markus Thor. Diese gemeinsame Leidenschaft sowie das gemeinsame Erarbeiten der Ideen für die Fastnachtsmasken sorgten für enge persönliche Beziehungen zwischen Thor und den Gruppen. „Markus hat das Brauchtum gelebt. Die ganze Familie Thor war und ist eng mit dem Fasching verbunden“, erzählt Thomas Eiberger, der Vize-Präsident der RöSeNa, und schwelgt in Erinnerungen: „Jede Gruppe, für die Markus Masken erstellt hat, kann erzählen, dass es auch mal eng geworden ist und die Holzmasken gerade so fertig geworden sind. Doch Markus hat nie jemanden hängen lassen.“

Der Umzug ist ein lang geplantes Herzensprojekt. Es war sogar ein Wunsch von Markus Thor selbst. Wie so vielem machte Corona jedoch zunächst auch diesem Event einen Strich durch die Rechnung. Daher sind alle Beteiligten nun umso erfreuter, dass der Umzug endlich stattfindet.

Ein Verein mit Leidenschaft

In die Organisation und Umsetzung von Ausstellung und Umzug setzen die RöSeNa viel Arbeit und Leidenschaft. Gegründet wurde die Truppe 1970. Heute besteht der Verein aus sechs Garden, zwei Maskengruppen – dem Wilden Heer und den Brandjoggale sowie den Gruppen „Sechtafeger“, „Liashang-Grabsler“ und „Männerballett“. Rund 650 Mitglieder sind Teil der RöSeNa. Es ist eine bunt zusammengewürfelte Familie, deren Zusammenhalt groß ist. In sich vereint die Truppe Fasching, Karneval und Brauchtum, was unüblich ist. „Wir kennen es nicht anders“, sagt Thomas Eiberger. Doch die Leidenschaft für diese Themen verbindet. Die Freude, dass sich zum Umzug zahlreiche Gleichgesinnte zusammenschließen, ist groß. Es wird ein Ereignis, das sicherlich noch lange in der Erinnerung weiterleben wird.

Ausstellung „Thor-Masken“

Wann?

4. bis 26. November 2023

Wo?

Palais Adelmann, Ellwangen

Öffnungszeiten:

Mi, Sa, So

Zwischen 14:30 bis 17 Uhr

Führungen sonntags um 15:00 Uhr und nach Vereinbarung

Umzug „Thor-Masken“

Wann?

13. Januar 2023, ab 16 Uhr

Wo?

Ellwangen-Röhlingen

Schopflocher Drudenzug

Ein Erlebnis, das man sich zur Faschingszeit ebenfalls nicht entgegen lässt, ist der Drudenzug in Schopfloch. Bis in die heidnische Zeit lässt sich der Drudenglaube zurückverfolgen. Demnach sind Druden Wesen, die Albträume sowie Beklemmungen verursachen. Nach Schopfloch kam der Glaube wahrscheinlich durch evangelische Glaubensflüchtlinge, die sich während des Dreißigjährigen Krieges hier niederließen. Verstärkt wurde dieser Glaube an böse Gestalten durch teils starke klimatische Veränderungen im 17. Jahrhundert. Lange kalte Winter sowie nasse Sommer sorgten für Ernteausfälle, Hungersnöte und Seuchen. Schuldige für dieses Übel fand man in Hexen und Druden. Beim Drudenzug sollen die Druden daher von Drudenpeitschern, die das Ende des langen Winters einläuten, aus dem Ort getrieben werden.

Die Fastnachtsgesellschaft Medine Schopfloch e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Tradition zu bewahren. Wie viele andere Gruppen betreibt auch die FG Medine das Brauchtum mit viel Leidenschaft. So lässt sie dieses Brauchtum aufleben, bewahrt dieses Wissen und gibt es weiter.

Mehr Infos rund um Ausstellung, Umzug und Co. auf www.thor-maskenumzug.de